In der Werbe- und Filmindustrie waren digitale Techniken schnell willkommen. In der Musikindustrie wächst die Akzeptanz der Digitalisierung immer weiter: Elektronisch produzierte Musik dominiert bereits den Musikmarkt und ist heute nicht mehr wegzudenken. Am Computer Beats und Loops zu erstellen, statt Geige und Gitarre zu spielen; das ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und angenommen. Elektro-Musik ist Trend und genießt eine immer größer werdende Beliebtheit. Interessant ist die Kombination aus Neuem und Altem, aus Elektromusik mit klassischen Elementen.
Auch in der Kultur- & Kreativwirtschaft wird über die Herausforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung diskutiert, vor allem darüber, wie diese sinnvoll und bereichernd für die Gesellschaft eingesetzt werden können. Nicht nur Banker, Manager, Ärzte und Lehrer passen sich den Anforderungen dieser technologischen Veränderung an, sondern auch Künstler. Sie sind besonders zum kreativen Umgang mit der Digitalisierung und den neuen Medien angehalten. Betrachtet man die Entwicklung der Kultur- & Kreativbranche im Zuge der Digitalisierung, so lassen sich unterschiedliche Trends beobachten. Während sich beispielsweise digital erstellte Musik, Animationen und Installationen längst etabliert haben, hinkt die Akzeptanz der digitalen Bildkunst der Entwicklung hinterher.
Digitalisierung in der Kunst – eine unaufhaltbare Entwicklung
Die digitale Farbpalette, Techniken und Methoden computergestützter Grafikprogramme sind längst nicht mehr nur das Werkzeug der Design-Welt und der Medienkommunikation, sondern sie bereichern auch das Schaffen bildender Künstler. Werden dabei die herkömmlichen Pinsel und Pigmente bloß zu Programmen und Pixeln reduziert? Nein, denn zur Materialisierung der digital erschaffenen Bilder werden traditionelle Siebdrucktechnologien genauso genutzt wie moderne digitale Drucktechnologien, so dass aus den Pixeln wieder Pigmente auf hochwertigen Papieren werden.
Die »Reduktion der Pigmente auf Pixel« ist ein Argument der Kritiker, welche die digitale Kunst nicht als Kunst gelten lassen wollen/können. Zudem wird der zeitlich überschaubare Aufwand eines Digital Artists bemängelt. Hingegen würde ein Öl- oder Acrylmaler Tage, Wochen, sogar Jahre an einem Bild arbeiten. Der Künstler ist kein Handwerker. Ein Künstler wird nicht nach seiner Arbeitszeit, sondern nach der Größe seiner Vision bezahlt! Eine weitere Kritik bezieht sich auf die vermeintlich fehlende Einzigartigkeit eines digital kreierten Kunstwerkes, da es sich ohne weiteres von Dritten vom Computer entfernen bzw. kopieren lassen würde. Das Thema ist Fälschung.
Die Sorge ist vorhanden, vor allem wenn es um das Unikat geht, das im Rahmen der Digitalen Bildkunst, dem herkömmlichen Original gleicht. Das Unikat ist ein Einzelstück; der einmalige Druck ist das neue Original. Es gibt bewährte Wege, um Betrug vorzubeugen. In unserer Galerie beispielsweise erhält der Käufer eines digitalen Kunstwerks ein vom Künstler gestempeltes und signiertes Echtheitszertifikat. Zudem ist das Unikat mit einem Künstlerstempel versehen. Und ja, es ist möglich, sich als Künstler den Methoden der Massenproduktion zu bedienen, ohne dabei aus der Kunst ein Massenprodukt zu machen. Die Lösung dafür sind Limited Editions auf hochwertigem Papier – streng limitierte Auflagen, natürlich vom Künstler handsigniert und nummeriert.
Der zufriedene Sklave by DENKSTAHL
Limited Edition (5), 150×110 cm
Es gibt handwerklich begabte Menschen, die die Kunst des Fälschens so gut beherrschen, dass es für sie ein Leichtes ist, einen Picasso oder Dali nachzumalen. Auch gibt es zahlreiche Designer, die perfekt mit digitalen Bildbearbeitungsprogrammen umgehen können. In beiden Fällen handelt es sich nicht um Bildende Kunst. Am Ende des Artikels wird der Unterschied zwischen einem digitalen Bild, das heutzutage beinahe jeder erstellen kann, und der Digitalen Bildkunst beleuchtet. Dabei geht es um die Bewertungskriterien der Kunst. In der Debatte, ob digital erstellte Bilder dem Kunstbegriff würdig sind oder nicht, zeigt sich eines: Wir reduzieren die Kunst auf die Technik und das Medium, während wir die Aussage und die Botschaft des Künstlers vollkommen vernachlässigen.
Wenn auch Andy Warhol bereits 1985 zum Computer (damals der Commodore Amiga) griff, um mit seinem Grafikprogramm Bilder zu kreieren, ist die digitale Bildkunst als eine neue Ausdrucksform in der heutigen Kunstwelt noch nicht wirklich angekommen. Übrigens liebte der Pop Artist die kunstvolle Reproduktion; er etablierte den Siebdruck als Methode zur Herstellung von Kunstwerken und wurde dadurch weltberühmt. Es ist anzunehmen, dass Andy Warhol sich verstärkt durch die Digitale Bildkunst ausdrücken würde, wenn er heute noch am Leben wäre. Hingegen sind derzeit die Liebhaber und Unterstützer der digitalen Kunst noch rar gesät. Nur wenige Institutionen wie beispielsweise die Future Gallery, das Digital Art Museum in Berlin oder die Fine Art Society in London widmen sich gebührend Digitaler Kunst. Hier ist die digitale Bild- & Installationskunst gefragt, hier werden virtuelle Realitäten erschaffen und vor allem werden die Digital Artists geschätzt. Diese Institutionen leisten im Zuge der Digitalisierung Pionierarbeit und bereiten den Kunstmarkt auf die Veränderung vor, gemäß dem Motto: Der Wandel ist bereits geschehen, die Zukunft ist jetzt!
Die Krise der Zeitgenössischen Kunst
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Digitale Bildkunst im elitären Zirkel des Kunstmarktes Einzug hält. Was das Thema der Deutungshoheit derjenigen angeht, die am Alten festhalten und sich dabei dem Neuen verschließen, stellt sich eine wesentliche Frage: Reicht es im Sinne der Bildung und kulturellen Entwicklung aus, dass der Kunsthistoriker seinen Blick nur auf die Vergangenheit und auf traditionelle Techniken richtet?
Wie steht es um die Kunstgeschichte der Zukunft? Wessen Aufgabe ist es, sich der zeitgenössischen Kunst adäquat zu widmen, die Errungenschaften neuer Möglichkeiten zu reflektieren und dem Mut für Innovationen Beachtung zu schenken? Ist Zeitgenössische Kunst nicht die Gegenwartskunst, die Kunst, die am Pulse der Jetzt-Zeit entsteht und den Zeitgeist widerspiegelt?
Das klassische Ölgemälde, das die Realität des Menschen abbildete und dokumentierte, sollte im 19. Jahrhundert von der Fotografie abgelöst werden. Die Porträtmaler mussten damals um ihren Beruf bangen. Gleichzeitig hatte man Schwierigkeiten, die Fotografie als Kunst zu akzeptieren, obwohl die Fotografen sich offensichtlich an der Kunst als Vorbild orientierten. Letztlich löste die Fotografie die klassische Ölmalerei nicht ab, doch die Errungenschaften des Fotografierens, veränderten den Anspruch der Malerei und beeinflussten stark ihre Art und Weise die Lebenswelt des Menschen abzubilden.
Die analoge Fotografie erlebte ihre Krise mit der Erfindung der digitalen Fotografie. Die Technik der Digitalfotografie ermöglicht heute beinahe jedem Menschen (fast jeder besitzt ein fotofähiges Smartphone) das spontane Festhalten einer Situation, das Abbilden seiner Lebenswelt, was zuvor nur wenigen vorbehalten waren. Natürlich setzen wir an dieser Stelle das alltägliche Knipsen nicht mit der künstlerischen Fotografie gleich. Dennoch zeigt das Beispiel die Entwicklung einer anfänglich abgewerteten Kunstform zu einer heute liebgewonnenen Selbstverständlichkeit. Ähnlich wie die Fotografie einst verhöhnt wurde und nun im Kunstolymp nicht mehr wegzudenken ist, wird es sich mit den digitalen Kunstformen im Allgemeinen verhalten. Diese Entwicklung ist unaufhaltbar.
Ein Bild ist nicht gleich ein Bild
Menschen schauen sich heute mehr Bilder im Netz an als sie Texte lesen. Das Bild ist der neue Text. Jährlich werden Billionen von digitalen Fotos und Bildern ins Netz gespeist. Es ist nicht leicht, dabei die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Inflation der Bilderflut im Netz stellt die Bildende Kunst im Allgemeinen und die Digitale Bildkunst im Speziellen vor eine besonders hohe Herausforderung. Hier stellt sich die konkrete Frage, was ein computergestütztes Bild zur Kunst macht. Die Antwort erübrigt sich, wenn man sich nicht nur an der Technik und Methodik aufhält, sondern Fragen stellt, die nicht nur das Qualitätskriterium der Digitalen Bildkunst, sondern der Kunst allgemein ausmachen.
Die folgenden drei Fragen können als Prüfstein dienen, wenn sich die altbekannte beliebte Frage stellt: Ist das Kunst oder kann das weg?
Ermöglicht das Kunstwerk eine intensive ästhetische Erfahrung, indem es den Betrachter ergreift, berührt, provoziert, irritiert oder anstachelt?
Ist dem Kunstwerk, obwohl es computergeneriert ist, der Spirit des Künstlers und seiner Aussage zu entnehmen?
Trägt das Kunstwerk zur Bildung bei (da bildende Kunst per Definitionem zur Bildung beitragen soll)?
Heutzutage erschaffen intelligente Algorithmen Gemälde. Die Digitale Bildkunst der künstlichen Intelligenz (KI) wird in Auktionshäusern bereits für sechsstellige Beträge gehandelt. Sicherlich kann es der KI-Kunst gelingen, den Menschen auf irgendeine Art und Weise zu inspirieren. Ob sie es jemals schaffen wird, den Menschen tief im Herzen zu berühren, sei dahingestellt. Bei der KI-Kunst ist es nicht einmal klar, wer der Künstler ist.
Die Behauptung, dass der Spirit eines Künstlers sich niemals von der künstlichen Intelligenz einfangen lassen wird, fällt nicht sonderlich schwer. Hingegen lässt sich ein Freigeist nicht auf ein Werkzeug oder ein Medium wie zum Beispiel die digitale Leinwand beschränken. Er wird frei und kreativ genug sein, um sich sein Medium auszusuchen und seiner Aussage Ausdruck zu verleihen. Keine Frage, Kunsthandwerk ist ein unerlässlicher Teil der Kunst. Jedoch können wir Kunst nicht lediglich auf die Technik und das Material reduzieren. Wirklich gute Kunst hat Tiefe und vor allem eine Botschaft.
Das Thema »Mensch und Maschine« ist Teil der Bildungsforschung. Die Bemühungen seitens der Tech-Unternehmen, künstliche Intelligenz zu vermenschlichen, sind groß. Gleichzeitig wird der Mensch immer maschinenähnlicher und büßt unter anderem durch seinen Umgang mit der Technologie seine Menschlichkeit und Lebendigkeit ein. Das ist eine lebensfeindliche und degenerative Entwicklung. Der Bildungsauftrag der Kunst sollte darin bestehen, zum einen die Kreativität bzw. die Schöpferkraft des Menschen zu fördern und zum anderen stets den reflektierenden kritischen Blick zu wahren.
Eine ehrliche Selbstreflexion geht immer mit intensiver Schattenarbeit einher. Gute Gegenwartskunst im Sinne der Bildung greift die Schattenseiten unserer Lebensweise auf, während sie die Probleme unseres Denkens offenlegt. Kunst mit einer starken Botschaft reflektiert, irritiert, kritisiert und desillusioniert. Sie schult das kritische Denken und das Reflexionsvermögen. Sie ist der geistigen Weiterentwicklung dienlich. Insofern ist sie eine wahre Kraftquelle. Dabei ist es zunächst vollkommen irrelevant, ob der Künstler sich zum Beispiel den Themen Krieg und Frieden oder Hunger und Wohlstandsgesellschaft auf einer Leinwand oder auf einem Monitor widmet. Es ist schlicht und ergreifend egal, ob er dabei einen Pinsel oder eine Computermaus verwendet.
ILKNUR
Kunstberatung & -vermittlung
M.A. Philosophie & Erziehungswissenschaften
NORA
Kunstberatung & -management
MSc Psychology
Die in unserem Kunstblog vorgestellten Bilder sind als DENKSTAHL UNIKATE erhältlich, sofern noch vorhanden.
Der Unikatdruck ist ein Einzelstück; ein Hochglanzdruck mit pigmentierter Tinte auf hochwertigem Fotopapier, kaschiert hinter Acrylglas und verstärkt durch eine Rückwand aus Aluminium. Jedes Unikat wird mit einem Künstler-Stempel versehen. Zu dem Kunstwerk erhältst Du ein vom Künstler signiertes Echtheitszertifikat und das Dir gewidmete biografische Kunstbuch DENKSTAHL. art of a rebellious mind.
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